Schritt 3: Das Eignungsauswahlverfahren

Das Eignungsauswahlverfahren, kurz EAV, besteht aus einer Reihe von physischen und psychischen Tests. In der Regel dauert das EAV fünf Tage.

Einige dieser Tests werden nachfolgend näher, andere lediglich exemplarisch beschrieben. In der Regel ist die Testwoche wie folgt strukturiert:

Montag:
Sporttest
Strukturierter IQ-Test sowie Persönlichkeitstest
Englischtest, schriftlich

Dienstag:
Geschicklichkeitstest
PTV-Test
Reaktionstest
Interview
Schießtest Dienstpistole
Englischtest mündlich

Mittwoch:
Hallenhindernisbahn
Schießtest Maschinenpistole (MP5)
Höhentest
Interview
Belastungslauf mit anschließendem Konzentrationstest

Donnerstag:
Abschlussgespräch

Freitag
Vorbereitungsveranstaltung zur Ausbildung

  1. IQ/Persönlichkeitstest
    Dieser Test besteht aus zwei verschiedenen Bausteinen. Zum einen erfolgt ein strukturierter IQ-Test, wie man ihn aus anderen Einstellungstests kennt. Schwerpunkte dabei sind praktisch-technisches Verständnis, Konzentration, Merkfähigkeit, Sprache, Umgang mit Zahlen sowie räumliches und logisches Denken. Diese Testverfahren erfolgen immer im Wechselspiel mit einem Persönlichkeitstest. Das Zeitmaß hierfür beträgt ca. 4 Stunden. Zur Vorbereitung auf den IQ-Test empfehlen wir Testtrainingsbücher. Anhand einer Schlagwörtersuche im Internet, "Bücher Testtraining Polizei", findet man konkrete Buchempfehlungen.

  2. Höhentest
    Im Rahmen des Höhentests prüfen wir die Höhenfestigkeit der Bewerber ab. Für einen GSG 9-Beamten ist es von erheblicher Bedeutung, in schwindelerregender Höhe sicher und stressfrei arbeiten zu können. Auf unserem Übungsgelände muss jeder Bewerber ungesichert einen Höhenparcours ablaufen und verschiedene Übungen in der Höhe absolvieren.

  3. Schießtests Pistole/MP5
    Im Rahmen der Schießtests soll der Umgang mit den Dienstwaffen abgeprüft werden. Der Ablauf der Übung orientiert sich an den beiden allgemeinen Kontrollübungen der Bundespolizei. Im Vordergrund steht die Handhabung der Waffen. Das Trefferergebnis ist zweitrangig.

  4. Geschicklichkeitstest
    Der Geschicklichkeitstest zielt auf die koordinativen Fähigkeiten unter Belastung ab und wird mit einer Merkfähigkeitsaufgabe gekoppelt. In einem Parcours, den sich der Bewerber zuvor einzuprägen hat, muss dieser auf Zeit unter anderem verschiedene Hindernisse über- und unterwinden und zum Schluss eine Merkfähigkeitsaufgabe lösen. Bewertet werden Ablauf-, Zeit- sowie Merkfähigkeitsfehler.

  5. Praktisch-technisches Verständnis
    Erneut wird das praktisch-technische-Verständnis abgeprüft, diesmal jedoch in der Praxis. Vom Schwierigkeitsgrad her geht es hier nicht um komplexe Aufgaben, sondern darum, strukturiert eine technische Handlungsanweisung umzusetzen, also um die Kombination von Theorie und Praxis. Zum Beispiel bekommt der Bewerber ein zerlegtes Regal vorgelegt und muss dieses anhand der Bauanleitung in einer definierten Zeit zusammensetzen. Bewertet werden die Herangehensweise und das Produkt.
    Bewerber, die mit solchen Aufgaben Probleme haben, sollten versuchen, sich durch regelmäßige Übung anhand von ähnlichen Aufgabenstellungen eine strukturierte Herangehensweise zu erarbeiten.

  6. Sporttest
    Der Sporttest setzt sich aus verschiedenen Disziplinen der Leichtathletik und des Kraftsports zusammen.

    1. Krafttest:

      • Bankdrücken:
        Mindestens 10 Wiederholungen mit 75% deines Körpergewichts.
      • Klimmzüge:
        Mindestens 10 strikte Klimmzüge (schulterbreiter Griff, Obergriff, Arme ausgestreckt in unterster Position. Keine "Butterfly" Klimmzüge)
    2. Leichtathletik:

      • Coopertest:
        12 min Ausdauerlauf, die Mindestdistanz beträgt 3000m.
      • 100m Sprint:
        In maximal 13,4 Sekunden.
      • Standweitsprung:
        Mindestens 2,4 Meter.

        Neben den oben beschriebenen Leistungen müssen im Verlauf der Ausbildung einzelne Disziplinen aus der Leichtathletik, mit entsprechender Mindestleistung erfüllt werden:
        • Kugelstoßen (7,25kg): mindestens 8,00 Meter
        • Weitsprung: mindestens 4,75 Meter

  7. Hallenhindernisbahn
    Die Hallenhindernisbahn ist ein aus 14 Hindernissen bestehender Hallenparcours. Jedes Hindernis muss spätestens im 3. Anlauf erfolgreich absolviert werden, sonst gilt es als nicht erfüllt, der Testant muss zum nächsten Hindernis und hat die Bahn nicht bestanden. Ebenso gilt die Bahn als nicht bestanden, wenn im EAV die Laufzeit mehr als 3:30min beträgt.

    Trainingsintensive Hindernisse sind für die meisten Testanten die Sprossenwand, das Seil, der Felgaufschwung und das Pferd.
    Genauer Ablaufplan, Tipps und Hinweise.

  8. Interview
    Das strukturierte Interview ist ein typisches Personalauswahlgespräch, das von einem Psychologen und einem Angehörigen der GSG 9 geleitet wird. Grundlage für dieses Gespräch ist der am ersten Tag durchgeführte Persönlichkeitstest. Grundsätzlich wollen wir hier den Bewerber genau kennen lernen und herausfinden, ob er in das Team passen würde.

    Im strukturierten Interview ist insbesondere persönliche Authentizität gefragt. Wer versucht, seine Schwächen zu überspielen oder sich anders darzustellen, als er ist, wird spätestens an dieser Stelle entlarvt. Man sollte also einfach man selbst sein und entspannt und gelassen die Fragen der Vorsitzenden beantworten. Unter anderem geht es im strukturierten Interview auch darum, die sprachlichen Qualitäten des Bewerbers kennenzulernen.

  9. Belastungslauf mit anschließendem Konzentrationstest
    Im Rahmen dieses Tests soll die Stressfähigkeit unter besonderen Bedingungen geprüft werden. Der Test schließt mit einer Wiederholung des Konzentrationstests von Tag 1. Denn für die spätere Verwendung bei der GSG 9 ist besonders die Konzentrationsfähigkeit unter Belastung ein wichtiger Faktor. Das Bestehen dieses Tests ist zwingend erforderlich. Ein Abbruch führt zu einem sofortigen Ausscheiden aus dem Testverfahren.

  10. Englischtest
    Der Englischtest besteht aus zwei Teilen (siehe Ablaufplan). Der schriftliche Part ist Bestandteil des IQ-Tests am ersten Tag und befasst sich im Wesentlichen mit einem Grammatik- und einem Vokabeltest. Der mündliche Test besteht einerseits aus einem englischen Personalinterview und anderseits aus einer "listening comprehension". Ein in englischer Sprache akustisch vorgetragener Text wird angehört und im Nachgang müssen Fragen zum Text beantwortet werden.
    Jeder Testteil hat eine Dauer von ca. 15 Minuten.