Schritt 4: Die Ausbildung

Wer das EAV bestanden hat, darf die Ausbildung beginnen. Die Ausbildung der GSG 9 ist eine traditionell gewachsene Ausbildung, die aus zwei Teilen besteht (Basis-/Spezialausbildung).

Schießübungen mit der Pistole

Jeder Teil dauert 4,5 Monate und ist durch einen Urlaubsblock getrennt. Die Ausbildung zu einem Beamten "für besondere Verwendung", kurz f.b.V., ist in dieser Art in Deutschland einzigartig. Die fundierte und mit einem langen Erfahrungsschatz durchgeführte Ausbildung ist eine erfolgreiche Mischung einer modernen Polizeiausbildung mit militärischen Elementen.

Der Grund hierfür ist die Vielfältigkeit der Herausforderungen, denen sich die GSG 9 entgegenstellt. Im Gegensatz zu anderen deutschen polizeilichen Spezialeinheiten kann die GSG 9 nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland eingesetzt werden. Besonders hierfür ist es für diese Einheit unverzichtbar, sich mit militärischen Taktiken wie dem Orts- und Häuserkampf auseinanderzusetzen.

Die hier dargestellte neunmonatige Ausbildung ist die standardisierte Grundausbildung zu einem f.b.V. Beamten in der GSG 9 der BPol. Erst nach Abschluss der Ausbildung findet die weiterführende Spezialisierung der Beamten innerhalb der Einheiten statt, also das Präzisionsschützenwesen, das taktische Tauchen oder das taktische Fallschirmspringen. Darüber hinaus erwirbt man im Laufe der Zeit in der Einheit weitere Qualifikationen wie die des Einsatzaufklärers, Einsatztechnikers oder des Einsatzsanitäters.

Basis

Die Basisausbildung ist der Grundstock für alle weiteren Ausbildungsschritte. In dieser Zeit erlernen die Auszubildenden die Grundfertigkeiten des Schießens, der Taktik und erfahren ebenso den militärischen Drill, der erforderlich ist, um die Bandbreite aller Lagen zu bewältigen, die in der GSG 9 auf einen Einsatzbeamten zukommen können.

Rudern während der Härtewoche

In der Schießausbildung werden die Beamten an verschiedenen Waffen ausgebildet. Die Standard Faustfeuerwaffe ist die Glock 17 in der maritimen Ausfertigung. Hinzu kommt die MP 5 und das G 36C. In allen Waffen erfährt man zunächst einen Waffendrill und es vergehen ca. 2 Wochen, bis der erste Schuss abgegeben wird. Hierdurch erlernen die Beamten ein perfektes Handling und können durch konditionierte Abläufe auch im Stress problemlos agieren.

Der Bereich Taktik befasst sich zunächst mit dem Orts- und Häuserkampf. Neben den eigenen Trainingsstätten nutzt die Ausbildungseinheit auch Übungsgelände befreundeter Einheiten. Im Anschluss erlernt der Auszubildende die wesentlichen Grundlagen der Gebäudetaktik.

Weitere Elemente der Basisausbildung sind Sport, taktisches Klettern, Orientierungskunde, Einsatztraining, einsatzmäßige Erste-Hilfe und Psychologie. Diese Inhalte begleiten den Auszubildenden auch noch später in der Spezialausbildung. Höhepunkt der Basisausbildung ist die sogenannte "Härtewoche". Diese Woche ist eine Art Abschlusswoche und verbindet die bis dato vermittelten Ausbildungsinhalte in einer Prüfungswoche. Diese Woche wird gekennzeichnet durch eine hohe körperliche Belastung, gekoppelt mit wenig Schlaf. Wer hier abbricht, muss die Ausbildung sofort verlassen. Neben einer Lagebewältigung zum Start der Woche ist die Orientierungskunde ein wesentlicher Bestandteil dieser Prüfung. Durchhaltevermögen und Konzentrationsfähigkeit sind nötig, um die Härtewoche erfolgreich zu absolvieren und den Schritt in die Spezialausbildung zu schaffen.

Spezial

Die Spezialausbildung baut auf dem gelegten Grundstock der Basisausbildung auf. Die Spezialausbildung ist körperlich weniger anstrengend als die Basisausbildung, fordert den Auszubildenden jedoch psychisch weit mehr.

"Schwerpunktwoche Maritim"

In verschiedenen Schwerpunktwochen müssen die Beamten ihr Können unter Beweis stellen. Das perfekte Ergebnis ist der Anspruch. In Geisellagenszenarien ist kein Platz für Fehler, denn das würde im Ernstfall vermutlich den Verlust von Menschenleben bedeuten. Die Ausbilder verlangen hier deshalb Genauigkeit, Disziplin und Perfektion.

Deshalb befassen sich die meisten "Schwerpunktwochen" auch mit den verschiedensten Geiselnahmeszenarien, für die sich die GSG 9 besonders qualifiziert hat. Diese sind Geiselnahmen in Luftfahrzeugen, öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn, maritimen Verkehrsmitteln sowie in großen Gebäuden. Ein weiterer Themenblock befasst sich mit dem Personenschutz im In- und Ausland.

Schießtraining, körperlicher Drill, Einsatztraining, etc. gehören weiterhin zum Alltag. Die Ausbildung endet mit zwei Abschlussprüfungswochen. Neben drei schriftlichen Klausuren wird der Auszubildende hier noch einmal in allen Bereichen getestet. Nur wer diese ständige Belastung aushält, ist auch der späteren Aufgabe gewachsen und somit bestens auf den Dienst in einer der Einsatzeinheiten vorbereitet.

Gegen Ende der Spezialausbildung absolvieren zusätzlich alle Beamten des mittleren Dienstes das Eignungsauswahlverfahren für den gehobenen Dienst, um im Laufe ihrer GSG 9 Karriere an der Aufstiegsausbildung teilnehmen zu können.

Mit bestandener Ausbildung erhält der Auszubildende das Tätigkeitsabzeichen der GSG 9 und darf seinen Dienst in einer Einheit seiner Wahl versehen.