Test zur Gesichtserkennung am Bahnhof Berlin Südkreuz gestartet

10.08.2017

Intelligente Videotechnik kann dabei helfen, Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen, einzuschätzen und darauf ein zielgerichtetes Handeln, u.a. durch Heranführen von Einsatzkräften, zu ermöglichen.

Die heute bereits verwendeten Videoanlagen unterstützen die polizeiliche Arbeit und stellen somit eine wertvolle Ergänzung für die bundespolizeiliche Aufgabenerfüllung dar.

Durch Videoaufnahmen werden Straftäter identifiziert und der Strafverfolgung zugeführt. Das zeigen immer wieder Beispiele, gerade auch hier in Berlin.

Test zur Gesichtserkennung am Bahnhof Berlin Südkreuz gestartet Test zur Gesichtserkennung am Bahnhof Berlin Südkreuz gestartet

Die Deutsche Bahn AG baut in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern und der Bundespolizei ihre Videoanlagen kontinuierlich aus. Derzeit werden ca. 900 Bahnhöfe mit über 6.000 Videokameras überwacht. In rund 50 großen Bahnhöfen können die Videobilder live ausge­wertet werden. Auch die Bundespolizei kann diese Bilder verfolgen. Zugriff auf die aufgezeichneten Videodaten hat allein die Bundespolizei sowohl im Einzelfall weitere Strafverfolgungsbehörden.

Die Bundespolizei in Berlin hat derzeit Zugriff auf ca. 560 Videokameras an 9 Berliner Großstadt­bahnhöfen. Darüber hinaus nutzt die Bundes­polizei Aufzeichnungen der ca. 600 Zugab­fertigungs­kameras der S-Bahn Berlin GmbH an ca. 80 S-Bahnhöfen. Der Bahnhof Berlin Südkreuz wurde erst kürzlich mit moderner Videotechnik ausgestattet.

Im Rahmen des gemeinsamen Pilotprojekts "Sicherheitsbahnhof Berlin Südkreuz" haben sich das Bundesministerium des Innern, die Bundespolizei, das Bundeskriminalamt und die Deutsche Bahn AG auf die Durchführung von zwei separat zu erprobenden Testszenarien am Bahnhof Südkreuz verständigt.

In einem ersten Szenario testet die Bundespolizei seit dem 1. August 2017 für einen Zeitraum von sechs Monaten Systeme zur automatisierten Gesichtserkennung. Die DB AG hat für den Test die Nutzung des Bahnhofs Berlin Südkreuz gestattet, nimmt darüber hinaus aber nicht an dem Test teil.

Der Einsatz intelligenter Gesichtserkennungssysteme könnte zukünftig wesentlich bessere Ergebnisse für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger erzielen, indem durch Videokameras erfasste Gesuchte oder Personen von denen eine Gefahr ausgeht bzw. ausgehen könnte, frühzeitig erkannt und gemeldet werden.

Ziel der Erprobung ist es, die technische Funktionalität und Zuverlässigkeit aktueller Gesichtserkennungssysteme in Verbindung mit der vorhandenen Kameratechnik am Bahnhof Südkreuz zu erheben.

Für den Test wurden von der Bundespolizei drei Hersteller unterschiedlicher Systeme im Bereich der Gesichtserkennungstechnik ausgewählt. Dabei handelt es sich um die Unternehmen DELL GmbH, ELBEX (Deutschland) GmbH und L-1 Identity Solutions AG. Die softwarebasierten Systeme nutzen die am Bahnhof Berlin Südkreuz bereits vorhandene moderne Videotechnik und sollen die Gesichter von Personen, die in den entsprechend gekennzeichneten Testbereichen am Bahnhof erfasst werden, mit einer Datenbank aus Lichtbildern Freiwilliger abgleichen.

Der Testversuch wird ausschließlich mit Freiwilligen durchgeführt. Die Bundespolizeidirektion Berlin warb hierfür 300 Personen, vornehmlich Berufspendler, an. Von den 300 Testpersonen wurden Lichtbilder gefertigt und in eine eigens für den Testbetrieb erstellte Datenbank eingepflegt.

Der Fokus des Tests am Südkreuz liegt auf dem heute tatsächlich Umsetzbaren. Mit dem Projekt soll festgestellt werden, ob unter realen Bedingungen an einem Bahnhof mit zahlreichen Reisenden bereits heute eine Technik vorhanden ist, die unmittelbar einen Sicherheitsgewinn bringt. Deshalb verwendet die Bundespolizei für den Test Kameras, die auch sonst zusammen mit der Deutschen Bahn an einigen Bahnhöfen eingesetzt werden und schafft keine künstlichen Rahmenbedingungen.

Die Testpersonen tragen Funksender, sog. Transponder bei sich, die signalisieren, wann genau die jeweilige Testperson welchen Testbereich durchlaufen hat. Eine Speicherung von Daten des Tests auf dem Transponder selbst findet nicht statt.

Für den Test der Gesichtserkennungssysteme wurde ein Datenschutzkonzept erarbeitet, dass umfassende Hinweise auf die Tests, leichte Ausweichmöglichkeiten für übrige Bahnreisende und umfassende Löschpflichten für die aufgezeichneten Daten im Rahmen des Tests für die Gesichtserkennungssoftware vorsieht. Die in Zusammenhang mit dem Test gefertigten Videoaufzeichnungen erfolgen ausschließlich in den durch Bodenmarkierungen gekennzeichneten Testbereichen.

In einem zweiten, von den Projektpartnern Bundesministerium des Innern, Bundespolizei, BKA und Deutscher Bahn AG in gemeinsamer Verantwortung durchgeführten Testszenario soll ein intelligentes Videoanalysesystem für die Behandlung und Auswertung verschiedener Gefahrenszenarios erprobt werden. Dabei sollen u.a. Gefahrensituationen wie das Erkennen hilfloser liegender Personen oder stehengelassener Gegenstände automatisiert erkannt und gemeldet werden. Dieses zweite Testszenario findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

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